Sonderausstellung - Adeliges Leben im Baltikum
Adeliges Leben im Baltikum - Herrenhäuser in Estland und Lettland
Der im 19. Jahrhundert geprägte Begriff Baltikum bezog sich ursprünglich ausschließlich auf das ehemalige Herrschaftsgebiet des Deutschen Ordens, Alt-Livland, bzw. die vormaligen Ostseeprovinzen des russischen Reiches, im Wesentlichen das Territorium der heutigen Staaten Estland und Lettland. Die mit den Ordensrittern ins Land gekommenen deutsche Adeligen gehörten bis Ende des 19. Jahrhunderts zur Oberschicht. Der deutschbaltische Adel besaß bis zu 70% der Landfläche in Alt-Livland und übten damit auch wirtschaftliche und politische Macht aus.
Die Ausstellung stellt an Hand ausgewählter Beispiele adelige Gutsanlagen mit dem Herrenhaus im Zentrum und ihre Geschichte vor. Einige der ältesten Herrenhäuser gingen aus umgebauten Burgen der Ordensritter hervor. Noch im 18. Jahrhundert wurde ein Großteil der Gebäude aus Holz errichtet. Die meisten der erhaltenen Herrenhäuser entstanden im 19. Jahrhundert in den verschiedenen Spielarten des Historismus.
Der Gutshof umfasste Speicherräume und Ställe für Reit- und Arbeitstiere, aber auch Wohnräume für Bedienstete und verschiedene Wirtschaftsgebäude. Deren räumliche Nähe zum Herrenhaus spiegelte sich im architektonisch und stilistisch einheitlichen Aussehen des engsten Hofensembles wider. Im 18 Jahrhundert umgab das Herrenhaus ein Park im Stil des Barock, später in Form eines englischen Landschaftsgartens.
Mit der Entstehung der Nationalstaaten Estland und Lettland nach dem Ersten Weltkrieg endete die herausgehobene Stellung der deutschen Oberschicht.
Von dem erhaltenen bauhistorischen Erbe wartet neben einigen Dutzend herausragend rekonstruierter Beispiele die Mehrzahl auf ihre Instandsetzung und eine sinnvolle neue Nutzung.
Der Ausstellung Adeliges Leben im Baltikum. Herrenhäuser in Estland und Lettland wurde vom Deutschen Kulturforum östliches Europa und dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung, Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg erstellt. Das Konzept entwarf Dr. Agnese Bergholde-Wolf, die auch die Texte verfasste. Der Großteil der gezeigten Fotos befindet sich im Bildarchiv des Herder-Instituts.
Die Ausstellung im Deutschen Bernsteinmuseum wird durch 40 großformatige Fotos von Thomas Helm (Schwerin) und einigen wertvollen Leihgaben aus baltischem Adelsbesitz ergänzt.
Walter Kramer - Fischlandschmuck
1946 konnte die Goldschmiede „G. Kramer jun.“ in Ribnitz auf ihr 120 jähriges Bestehen zurückschauen. Der „Fischlandschmuck“ war in dieser Tradition ein sehr junges Produkt, aber mit Sicherheit Kramers erfolgreichstes. Als Walter Kramer 1932 die Goldschmiede übernahm, wurde in den folgenden Jahren die Idee des „Fischlandschmuckes“ zur Rettung seines kleinen Familienbetriebes.
Aus der kleinen Werkstatt entwickelte sich ein mittelgroßer Handwerksbetrieb, der auch die Bernsteinverarbeitung in Ribnitz ansiedelte.
Erstmals wird der Versuch unternommen, den persönlichen und beruflichen Weg Walter Kramers als Goldschmied nachzuzeichnen, besonders seine frühen Arbeiten vorzustellen und chronologisch zu ordnen. Die Ausstellung beleuchtet die kurze Ribnitzer Geschichte des mit Meeresmotiven umrundeten Bernsteins bis zur unfreiwilligen Flucht des so aussichtsreichen Unternehmers 1947 und gibt einen Ausblick auf die nachfolgenden Geschichten von Volkseigentum und Neuanfang in Travemünde bis in die versöhnte Gegenwart. Vieles zeichnet sich widersprüchlich oder ist unklar, wie die Persönlichkeit Walter Kramers selbst - ein Kunsthandwerker, Unternehmer und Lebemann des vergangenen Jahrhunderts.
An den für die Geschichte des "Fischlandschmuckes" überaus bedeutenden Exponaten haben sicher auch versierte Sammler ihre Freude.